KYPHOSE
Was ist Kyphose (Rundrücken)? Ursachen und Behandlung
In der medizinischen Terminologie bezeichnet Kyphose – umgangssprachlich auch als Rundrücken bekannt – eine übermäßige nach vorne gerichtete Krümmung des oberen Rückens (der Brustwirbelsäule).
Die menschliche Wirbelsäule ist kein gerader Stab, sondern besitzt natürliche Krümmungen. Eine gesunde Wirbelsäule weist im unteren Rücken eine Einwärtskrümmung (Lordose) und im oberen Rücken eine leichte Auswärtskrümmung (physiologische Kyphose) auf. Überschreitet diese Auswärtskrümmung im oberen Rücken jedoch die normalen Grenzen und wird übermäßig ausgeprägt, spricht man von der krankhaften Form der Kyphose.
Was verursacht Kyphose?
Kyphose entsteht nicht durch einen einzelnen Faktor, sondern kann viele verschiedene Ursachen haben – von Lebensgewohnheiten bis hin zu genetischen Faktoren:
Posturale Kyphose:
Heute die häufigste Form. Büroarbeit, ständige Smartphone-Nutzung („Text Neck“) und falsche Sitzhaltung führen zu einer posturalen Kyphose. Dabei ist die Wirbelsäule noch beweglich, und die Krümmung richtet sich auf, wenn die betroffene Person bewusst gerade steht.
Muskelschwäche:
Eine unzureichende Kraft der rückenstützenden Muskulatur kann dazu führen, dass die Wirbelsäule im Laufe der Zeit nach vorne einsinkt.
Wirbelsäulenanomalien:
Angeborene Entwicklungsstörungen der Wirbelsäule, wie keilförmig ausgebildete Wirbelkörper, verursachen eine strukturelle Kyphose.
Osteoporose:
Vor allem bei älteren Menschen kann eine verringerte Knochendichte zu Kompressionsfrakturen der Wirbel führen. Dies ist die Hauptursache des altersbedingten Rundrückens (auch als Witwenbuckel bekannt).
Wie wird Kyphose behandelt?
Die Behandlung der Kyphose wird individuell geplant und richtet sich nach dem Alter des Patienten, dem Ausmaß der Krümmung, der Beweglichkeit der Wirbelsäule und der zugrunde liegenden Ursache.
1. Physiotherapie und Bewegung
Ist die Kyphose durch Fehlhaltung oder Muskelschwäche bedingt, sind nicht-operative Maßnahmen sehr wirksam.
Ziel: Aufbau eines „natürlichen Korsetts“ für die Wirbelsäule durch Kräftigung der Rücken- und Rumpfmuskulatur.
Methode: Haltungskorrigierende Übungen und Dehnprogramme unter Anleitung eines Physiotherapeuten können posturale Fehlstellungen deutlich verbessern.
2. Medikamentöse Behandlung
Mit Medikamenten lässt sich die Krümmung selbst nicht korrigieren. Sie werden jedoch eingesetzt, um Schmerzen zu lindern oder Grunderkrankungen wie Osteoporose zu behandeln, die Knochen zu stärken und weitere Frakturen zu verhindern.
3. Operative Behandlung (Kyphose-Operation)
Eine Operation wird bei fortschreitender struktureller Kyphose oder dann in Betracht gezogen, wenn konservative Maßnahmen nicht erfolgreich sind.
Wann ist eine Operation notwendig?
In der Regel bei Krümmungen der Brustwirbelsäule von über 70–75 Grad, insbesondere wenn die Lungenfunktion beeinträchtigt wird oder starke Schmerzen auftreten.
Wie wird sie durchgeführt?
Ziel der Operation ist es, die Wirbelsäule aufzurichten und zu stabilisieren (Wirbelsäulenversteifung/Fusion). Dazu werden Schrauben in die Wirbelkörper eingesetzt und mit langen Stäben verbunden, um die Wirbelsäule wieder in ihre physiologische Ausrichtung zu bringen.
HÄUFIG GESTELLTE FRAGEN
Bei einer posturalen Kyphose, die durch Fehlhaltung entsteht, ist eine vollständige Korrektur durch regelmäßiges Training und Haltungsbewusstsein möglich. Liegt jedoch eine strukturelle Veränderung der Knochen vor (z. B. Scheuermann-Kyphose oder angeborene Fehlbildungen), wirkt Bewegung unterstützend, kann die Krümmung aber nicht vollständig aufheben.
Orthesen werden unter ärztlicher Aufsicht vor allem bei Kindern und Jugendlichen im Wachstum (z. B. bei Scheuermann-Kyphose) eingesetzt, um ein Fortschreiten der Krümmung zu verhindern. Bei Erwachsenen wird die unkontrollierte Nutzung nicht empfohlen, da sie zu einer Abschwächung der Muskulatur führen kann.
Wie bei jeder größeren Operation bestehen Risiken. Dank moderner Neuromonitoring-Techniken (Nervenüberwachung) ist das Risiko einer Lähmung heute jedoch äußerst gering. Es handelt sich um einen Eingriff mit hoher Erfolgsquote.
Unbehandelte schwere Kyphose kann zu chronischen Rückenschmerzen, verminderter Lungenkapazität (Atemnot), Verdauungsproblemen und einer ausgeprägten kosmetischen Beeinträchtigung führen.
Zu weiche Matratzen bieten der Wirbelsäule nicht ausreichend Halt und können eine Fehlhaltung begünstigen. Empfohlen werden mittelfeste Matratzen, die die natürlichen Krümmungen der Wirbelsäule unterstützen.